Graz, 2. August 2018 – Nicht nur aufgrund zunehmender Antibiotikaresistenzen und Intoleranzen ist die Pharmabranche bestrebt, die Arzneimittelforschung voranzutreiben. Im Mittelpunkt dabei: Personalisierte Medizin. Von der Entdeckung pharmazeutischer Wirkstoffkombinationen bis zur Zulassung als serienreifes Medikament vergeht allerdings sehr viel Zeit. Um diesen kostenintensiven Vorgang abzukürzen, baute das RCPE eine moderne Pilotfabrik, in der seit ihrer Inbetriebnahme im Mai 2017 pharmazeutische Spitzenforschung betrieben wird.
Neue, geprüfte Medikamente bieten Patientinnen und Patienten nicht nur eine bessere, sondern in vielen Fällen sogar die einzige Behandlungsoption. Die intensive Forschung und ständige Weiterentwicklung effektiverer Behandlungsmethoden ist daher für die Gesundheitsversorgung sehr wichtig. Genau dieses Ziel verfolgen über 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des RCPE, einem K1-Kompetenzentrum, das am 1. Juli 2018 sein 10-jähriges Bestandsjubiläum feierte.
„Das RCPE ist ein Erfolgsbeispiel für die herausragende Forschungslandschaft in der Steiermark und für die gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die neue Anlage ist nach der Eröffnung der Pilotfabrik im vergangenen Jahr der nächste Meilenstein in der Entwicklung des Zentrums. Dadurch wird die Position der Steiermark als führende Region bei der Entwicklung personalisierter Medizin weiter gestärkt. Außerdem profitieren heimische Humantechnologie-Unternehmen und damit der Wirtschaftsstandort insgesamt“, so Wirtschafts- und Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.
Die Bedeutung des RCPE unterstreicht auch der Rektor der TU Graz Harald Kainz: „Mit dem RCPE hat die TU Graz ein Vorzeige-Kompetenzzentrum in ihrem Portfolio. Neben der Bedeutung für den regionalen Biotech- und Pharma-Forschungsstandort Steiermark, konnte sich das Zentrum über die letzten 10 Jahre auch international extrem gut vernetzen und so zu einem Leuchtturm der Pharmaceutical Manufacturing Sciene entwickeln.“
Gemeinsam mit den Unternehmen aus der Pharmaindustrie betreibt das RCPE seit seiner Gründung Forschung im Bereich der pharmazeutischen Prozess- und Produktoptimierung. Im Pilot Plant in Graz können Tests von Großserienfertigungen gleich bis zur einer Gefahrenklasse OEB4 (Occupational Exposure Band, beschreibt ähnlich wie bei der Feinstaubbelastung in Reinräumen die Luftbelastung in den Kategorien 1-5) durchgeführt werden, sogar das Arbeiten mit explosiven Stoffen ist aufgrund der hohen Sicherheitsklasse erlaubt.
Beschleunigte Forschung dank neuer Technik
Mit der Consigma™ CTL 25 des deutschen Maschinenbauers & Marktführers GEA erhält die Forschung einen zusätzlichen Schub. Die Maschine, ursprünglich bei F. Hoffmann - La Roche AG in Basel in Verwendung, erlaubt eine noch praxisorientiertere Forschung. „Mit der neuen Anlage und dem neuen Prozessraum können wir modernste Simulationen, neueste Sensoren und Formulierungen unverzüglich in der Praxis testen und auswerten“, erklärt Johannes Khinast, wissenschaftlicher Leiter des RCPE: „Dadurch können Wirkstoffe und Medikamente schneller und sicherer entwickelt und hergestellt werden.“ Nicht zuletzt aufgrund der oft toxischen Inhaltsstoffe steckt nämlich die kontinuierliche Herstellung von Medikamenten noch in den Kinderschuhen. Die kontinuierliche Tablettierungslinie (CTL) ConsiGma™ ist eine Mehrzweck-Plattform, die dafür konzipiert wurde, in einer Kompakteinheit aus Pulver beschichtete Tabletten herzustellen. Das Besondere: die Maschine stellt diese Tabletten nicht nur in Produktionsvolumina, sondern auch in Kleinmengen her – für die Entwicklung, die Pilotphase oder auch klinische Studien. Da das System für die Pfropfenströmungsproduktion (als Erstes hinein, als Erstes hinaus, so wird eine Rückvermischung vermieden) entwickelt wurde, sind eine konsistente Qualität und die Kontrolle kritischer Qualitätseigenschaften sichergestellt.
Alle Abläufe mit einer einzigen Maschine